Zurück

Camping-Boom: Neue Stellplätze sollen entstehen

Der Caravaning-Branchenverband will die Errichtung von Stellplätzen vorantreiben. Vorstellbar sind drei Kategorien. Nebeneinkünfte für Bauernhöfe, Weingüter und andere Betriebe.

 ©aum Michael Kirchberger

Die Zahl der Freizeitfahrzeuge ist in den vergangenen Jahren um 96 Prozent, die der Übernachtungsflächen dagegen nur um 38 Prozent gestiegen. Der Branchenverband CIVD ergreift erneut Initiative, um Kommunen und Gastronomen zu ermuntern, neue zu errichten.

2015 wurden rund 40.000 Reisemobile neu zum Verkehr zugelassen. 2022 waren es dagegen mehr als 70.000. Das Angebot der Stellplätze in Deutschland hat mit dieser überdurchschnittlichen Entwicklung nicht mitgehalten. Ihre Zahl ist nur um 38 Prozent auf etwa 4700 Adressen mit insgesamt 71.000 Standplätzen gestiegen. Das führt bei vielen Campern zu Verdruss, dann wer am Abend vor der dritten geschlossenen Schranke oder dem Schild „besetzt“ steht, könnte die Lust am Caravaning verlieren. Der Branchenverband CIVD animiert daher erneut Gemeinden, Gastwirte und andere mögliche Anlaufstellen, ihr Angebot um mehr oder weniger gut ausgestattete Standflächen, auf denen das Übernachten erlaubt ist, zu erweitern.

Dafür rechnet der CIVD vor, dass Reisemobilisten auf einem Stellplatz und in dessen Umgebung pro Kopf und Tag 47,20 Euro ausgeben, das sind zehn Cent mehr, als Touristikcamper auf Campingplätzen in die Hand nehmen. Die Ausgaben betreffen zu etwa jeweils einem Viertel die Einkäufe von Lebensmitteln, die Einkäufe anderer Waren und die Verpflegung in der örtlichen Gastronomie. Der übrige Anteil betrifft Ausgaben für Sport und Unterhaltung, die Kosten für den Stellplatz und sonstige Dienstleistungen.
71 Prozent der Reisemobil-Camper sind 50 bis 69 Jahre alt, repräsentieren die wohl finanzstärkste Bevölkerungsgruppe bei uns. 65 Prozent von ihnen haben ein monatliches Netto-Haushaltseinkommen von bis zu 5000 Euro ,18 Prozent liegen sogar darüber. 90 Prozent verreisen vorzugsweise innerhalb Deutschlands, 41 Prozent nennen Frankreich, 47 Prozent Italien als bevorzugte Destinationen.

Der Caravaning Industrieverband Deutschland hat drei Stellplatzkategorien klassifiziert. Da gibt es zunächst den Basic-Stellplatz, der meist für nur eine Nacht genutzt wird, unweit der Fernstraßen gelegen ist und eine eher rudimentäre Ausstattung hat. In der zweiten Klasse findet sich der Standard-Stellplatz, der teils parzellierte Stellflächen hat, oft auf umgewidmeten Parkplätzen eingerichtet wurde und zumindest eine Mindest-Infrastruktur mit Stromanschlüssen sowie Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten verfügt. An erster Komfortstelle liegt der Premium-Stellplatz, der meist obendrein mit Sanitäranlagen, WLAN, Brötchenservice und persönlicher Gästeansprache aufwarten kann.

Der Verband unterstützt Interessenten bei der Einrichtung eines Stellplatzes von der Erstanfrage bis zum Projektmanagement. Das gilt unter anderem für die Standortanalyse, die Rentabilitätsrechnung und die Investitionskosten. Ein Programm hat man für Weingüter aufgelegt, die meist attraktiv gelegen und bereits eine gewisse Infrastruktur wie Toiletten neben der Probierstube haben.

Auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf werden Ende August die drei klassifizierten Stellplatz-Kategorien im 1:1 Maßstab aufgebaut und bieten Interessenten so anschauliche Informationen. Die bisherigen Erfahrungen, die Landwirte und andere Lebensmittelerzeuger in Kooperation mit Stellplatzketten wie Alpaca Camping oder Landvergnügen gesammelt haben, sind in erster Linie positiv und haben sich in vielen Fällen zu einem nicht unwichtigen Zusatzverdienst entwickelt. Beim Weingut Petri in Palzem an der Mosel beispielsweise sind Wohnmobil-Urlauber jedenfalls herzlich willkommen. Der Umsatz während der Reisezeit um 50 Prozent gestiegen und unliebsame Zwischenfälle hat es nicht gegeben.

Michael Kirchberger cen