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Mehr Sicherheit für kleinere Kinder

Für Kinder sind Fahrten im Auto in den vergangenen Jahren deutlich sicherer geworden, denn die für sie gedachten Sitze wurden stetig besser, leichter zu bedienen und erlauben weniger Fehler. Eine erweiterte Norm soll jetzt zusätzliche Verbesserungen für jene bringen, die zwar der Babyschale entwachsen, aber noch zu klein für die Reise in Fahrtrichtung sind.

Auch für Rückwärtsmontage geeignet: Original-Kindersitz von VW-Zubehör.

 ©VW

Darüber diskutierten im Haus von TÜV SÜD rund 160 Experten aus 22 Ländern auf der 15. Tagung „Protection of Children in Cars“. Dabei legten die Veranstalter auch besonderes Augenmerk auf die wichtigen Sitzerhöhungen für ältere Kinder. Die Fachleute sind sich seit vielen Jahren einig, dass kleinere Kinder so lange wie möglich gegen die Fahrtrichtung im Auto sitzen sollten. Leider geben aber Eltern diese sichere Anordnung häufig zu früh auf. Jetzt sei eine bedeutende Verbesserung erreicht, sagte der langjährige Tagungsleiter, Prof. Dr. Klaus Langwieder*) in seiner Keynote.

Die neue ECE R129, welche die Anforderungen an das moderne Isofix-System regelt, schreibt vor, dass Kinder mindestens bis zu einem Alter von 15 Monaten in rückwärts gerichteten Systemen zu transportieren sind. Diese Norm garantiert zudem den einfachen Einbau in entsprechend vorbereiteten Autos („i-Size“) und garantiert auch einen verbesserten Seitenschutz. „Damit ist erstmals eine umfassende Regelung für die modernen Isofix-Systeme geschaffen“, sagte Langwieder. Es müsse aber niemand einen vorhandenen Kindersitz ersetzen, der nach der Vorschrift ECE R44/03 oder /04 zugelassen ist.

Die Experten diskutierten intensiv die so genannten Sitzerhöhungen für ältere Kinder. Diese sind in Deutschland bis zu einem Alter von zwölf Jahren oder einer Größe von 150 Zentimeter vorgeschrieben, um Verletzungen durch Sicherheitsgurte zu vermeiden. Bei diesen von Experten als „Booster“ bezeichneten Rückhaltesystemen gibt es große Unterschiede. Wichtig ist, ob sie mit einer Rückenlehne kombiniert sind oder nicht. Vorgeschrieben ist eine solche nicht. Langwieder und andere Spezialisten befürworteten aber eine entsprechende Überarbeitung der Zulassungsregeln für Booster und verbesserte Benutzungshinweise.

Beim Blick in die nahe Zukunft erkennen die Fachleute neue Aufgaben: Eine andere Einstellung zur Mobilität, etwa durch Car-Sharing oder neue Taxi-Konzepte und automatisiertes Fahren bringt völlig neue Herausforderungen an Entwicklungskonzepte und Marketing zur Kindersicherheit.

Wer auf sein eigenes Auto verzichtet wird sich womöglich auch keinen eigenen Kindersitz (oder gar mehrere) anschaffen, zumal ihr Transport wenig praktikabel ist. So zeigte ein Bericht aus den USA, dass keinesfalls bei jeder Fahrt in einem „nicht eigenen“ Fahrzeug eine geeignete Rückhaltevorrichtung für Kinder zur Verfügung steht, und für Familien mit mehreren Kindern schon gar nicht. Das trifft nach Ansicht von Experten auch für Europa und andere Länder zu.

*) Prof. Dr. Klaus Langwieder hat in den vergangenen Jahrzehnten als einer der renommiertesten Unfallforscher u.a. auch das Kindersitz-Verankerungssystem „Isofix“ entwickelt und vorangetrieben und sich für die Konturleuchtmarkierungen an Lastwagen engagiert, ebenso für den sicheren Transport behinderter Menschen.

eba/feb mit Material von TÜV SÜD