Parkplätze rufen "ich bin so frei"
Schwieberdingen, 24. September 2015 - Mit intelligenter Technik und robusten, aber zugleich feinfühligen Sensoren wird es bald möglich sein, in Parkhäusern oder entlang innerstädtischer Straßen einen freien Platz zu finden. Dann melden sich leere oder gerade frei gewordene Parkflächen sozusagen mit dem alten Kavaliersgruß „ich bin so frei“. Die Nachricht wird über Funk an zentrale Rechner übermittelt, die wiederum für Anfragen über Handy-Apps an suchende Autofahrer weitergeleitet werden. Dass dies keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern bereits Realität, hat der Stuttgarter Mobilitätsdienstleister unter dem Begriff „connected parking“ vorgestellt.
Herzstück dieser Lösung sind Belegungssektoren. Sie sehen auf wie der obere Abschnitt einer Kugel mit dem Durchmesser einer CD. Obwohl sie nur drei Zentimeter hoch sind, haben sie alles an Bord, was zur Erkennung von parkenden Fahrzeugen und zur Meldung notwendig ist: Eine Batterie, die etwa sieben Jahre hält sowie die notwendige Sende- und Funktechnik. Die kann klein sein, weil sie ja nur bis zu einem „Gateway“, also zu einer naheliegenden Sendestation reichen muss. Von dort gehen die Infos über das Internet zum Parkraum-Management.
Bosch hat mitgeteilt, dass die Sensoren aus robustem Kunststoff bestehen, der sogar den Druck eines darüberfahrenden Lastwagens aushält und sogar Räumfahrzeugen trotzt. Damit sind auch die Voraussetzungen gegeben, dass sie nicht nur in Parkhäusern oder auf großen Parkplätzen eingesetzt werden, sondern auch entlang von parkberechtigten Straßen.
Die intelligente Technik erkennt und meldet, wie viele Parkplätze in einer Innenstadt frei sind und welche genau. „Wir nehmen Autofahrern die oft mühsame Suche nach freien Stellplätzen ab“, sagt Dr. Dirk Hoheisel, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Nicht nur das: Autofahrer können sich zum Beispiel per Smartphone-App auch gleich zum Parkplatz navigieren lassen. All das spart Zeit, Geld, Nerven und schont überdies die Umwelt. Spezielle Anforderungen für Behinderten oder Familien mit Kinderwagen werden ebenso berücksichtigt wie die daran gekoppelte Routenführung.
Parken wird nicht billiger
Natürlich stehen hinter solchen Plänen auch Geschäftsmodelle. Denn die Informationen lassen sich zu Geld machen, - und bezahlen kann man direkt per App oder über Kreditkarten, die beim Ein- und Ausparken minutengenau abrechnen. Davon profitieren auch die Parkraumbetreiber, die ihre Monopole weiter ausbauen können.
Es ist also nicht nur ein Service für Autofahrer, sondern auch für Parkraumbetreiber. „Vor allem die Auslastung von stark frequentierten Parkplätzen können wir weiter verbessern“, sagt Hoheisel. Der Schlüssel liegt in einer intelligenten Auswertung der Daten. Über ein Webportal wird für Parkraumbetreiber auf einen Blick ersichtlich, welche Parkplätze zu welcher Zeit von wie vielen Autos belegt wurden. In Stoßzeiten können Autofahrer so zum Beispiel gezielt auf weniger stark genutzte Stellplätze gelotst werden. Auch an einer Parkprognose arbeiten die Bosch-Entwickler. Anhand von Daten aus der Vergangenheit wollen sie Rückschlüsse für die Zukunft ableiten. Damit ließe sich zum Beispiel bei wiederkehrenden Großveranstaltungen das oftmals zu beobachtende Gerangel um Parkplätze deutlich vermindern.
Ziel: vollautomatisierte Parken von morgen
Die Bausteine des aktiven Parkraum-Managements – Belegungssensoren, Gateway, Echtzeit-Belegungskarte – bilden zugleich die Vorstufe für das vollautomatisierte Parken von morgen. In gar nicht allzu ferner Zukunft werden Autofahrer ihr Fahrzeug nur noch im Einfahrtsbereich eines Parkhauses abstellen. Per Smartphone-App geben sie ihm dann den Befehl, sich selber einen Stellplatz zu suchen. Genauso kommt das Auto auf Wunsch auch wieder vorgefahren. Bosch nennt das Automated Valet Parking. Dafür benötigen die selbstfahrenden Autos zuverlässige Informationen über freie Stellplätze. „Wir werden das aktive Parkraum-Management sukzessive auch für unsere eigenen Parkhäuser und Parkplätze einsetzen“, kündigt Hoheisel an. Damit finden Mitarbeiter und Besucher schneller freie Stellplätze.
Autor: Ernst Bauer (mit Informationen von Bosch), - weitere Infos und ein Video gibt es auf
www.bosch-connected-parking.de