Der Westfalia Club Joker 4Motion im Praxistest
Westfalia ist einer der traditionsreichsten deutschen Hersteller von Reisemobilen. Auf Basis des T6 bietet Westfalia eine der wenigen T6-Ausbauten mit echter Nasszelle. Auto-Medienportal.net hat den Westfalia Club Joker 4Motion einem Praxistest unterzogen. Hier ist der Bericht.
Westfalia Mobil ist einer der ältesten deutschen Reisemobilhersteller. Mit dem Club Joker offeriert die traditionsreiche Firma aus Rheda-Wiedenbrück einen der wenigen Ausbauten auf Basis des VW Bus mit einer echten Nasszelle.
Zugegeben, von außen schaut der Club Joker mit seinem an ein Alkovenmobil erinnernden Dachaufbau und der markanten „Stupsnase“ schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig aus. Das ist Geschmackssache, die Vorteile des Hochdachs sind hingegen unbestreitbar. Es liefert durchgängig Stehhöhe und Platz für ein großes Doppelbett.
Über den VW Bus in seiner mittlerweile sechsten Generation muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Er ist mehr Pkw denn Nutzfahrzeug und mit der im Testwagen eingebauten und 204 PS leistenden 2,0-Liter-Maschine mehr als ordentlich motorisiert. In Kombination mit dem Sieben-Gang-Direktschaltgetriebe und dem traktionsfördernden 4-Motion-Allradantrieb kommt der Club Joker allerdings bereits auf einen Grundpreis von 70.890 Euro.
Dafür gibt es ein – trotz des langen Radstands - noch recht kompaktes und handliches Reisefahrzeug, mit dem man obendrein rasch seinen Urlaubsort erreichen kann. Denn flott ist der Club Joker mit dem leistungsstärksten Dieselaggregat, gut 180 km/h sind durchaus drin. Viel mehr macht keinen Spaß, denn bei durchgängig gefahrenem höherem Tempo wird der westfälische Wohnbus auch durstig. Wenn man es nicht sonderlich eilig hat, kommt der Westfalia aber mit weniger als zwölf Litern Diesel auf 100 Kilometer Fahrstrecke hin.
Das Bett im Dach des Club Joker lässt sich rasch und einfach „bauen“. Ein Brett herunterklappen und den Unterbau des Bettes mitsamt Matratze in Schienen geführt nach vorne ziehen – das war´s. Für guten Schlaf sorgen punktelastische Tellerfedern und eine Kaltschaum-Matratze. Die Liegefläche ist mit 130 x 200 Zentimetern zwar nicht sonderlich üppig, aber ausreichend bemessen. Seitliche Dachfenster lassen Licht und Luft ins Dachgeschoß, im Testwagen war zudem ein großes Heki-Dachfenster eingebaut.
Unten reicht es im Club Joker – gegen 849 Euro Aufpreis – gerade einmal für ein Einzelbett von 90 x 180 Zentimetern. Um die Liegefläche zur vollen Länge umzuklappen müssen die Fahrerhaussitze gedreht werden. Auf der Zweier-Sitzgruppe mit ausgeprägten Wangen für besseren Seitenhalt während der Fahrt bleibt auch bei ausgezogenem Dachbett ausreichend Höhe zum Sitzen. Der Tisch fährt in der Schiebetür mit, dort nimmt er keinen kostbaren Platz weg. Ein Tisch zur Nutzung im Freien kommt im Heck unter, ebenso wie zwei Campingstühle.
Die Küche ist auf der Beifahrerseite und ein wenig höher als der vordere Teil des Wohnbereichs angeordnet. So wird es für Menschen über 1,85 Meter Körpergröße knapp mit der Stehhöhe. Der Kühlschrank ist gegenüber der Küchenzeile montiert, darüber findet sich sogar ein Schmink-Schränkchen mit Spiegel. Die Kombüse selbst ist mit einem zweiflammigen Gaskocher und Spüle klassenüblich ausgestattet. Recht üppig geraten ist der Stauraum für Küchenutensilien und Proviant.
Das für viele Interessenten wohl größte Plus des Club Joker dürfte sein Sanitärraum sein. Der Platz reicht sogar für eine Dusche, ein Teil des hinteren Wohnbereichs wird dazu mit Plexiglas-Türen abgetrennt. Westfalia hat der Nasszelle sogar ein (allerdings recht klein geratenes) Waschbecken spendiert. Da aber auf der Grundfläche eines T6 auch beim langen Radstand keine Raumwunder realisiert werden können, bekommt auch die Toilette beim Duschgang immer ihren Teil ab. In der warmen Jahreszeit kann man sich das ersparen, denn der Club Joker verfügt auch über eine Außendusche.
Frisch- und Abwassertank haben je 70 Liter Fassungsvermögen und sind frostsicher installiert. Gas wird nur zum Kochen benötigt, eine im Heck untergebrachte 2,75 kg fassende Kartusche reicht da völlig aus. Die Warmwasser-Heizung und der Warmwasser-Boiler werden aus dem Dieseltank befeuert.
Die gut über sechs Jahrzehnte Erfahrung von Westfalia im Reisemobilbau merkt man dem Fahrzeug an, etliche Lösungen sind praxistauglich und durchdacht, nichts am Ausbau klappert oder scheppert. Schade ist nur, dass das untere optionale Bett leider nur für eine Person taugt. Damit ist der Club Joker nur für alleine reisende Paare mit maximal einem Kind tauglich.
Ab einem Preis ab 58.190 Euro ist ein Club Joker mit Frontantrieb, 102 PS und Fünf-Gang-Handschaltung zu haben. Mit Allrad, dem stärksten Motor und einigem Zubehör addiert sich der Kaufpreis für den Testwagen auf stolze 87.153 Euro.
Daten Westfalia Club Joker 4Motion:
Länge x Breite x Höhe (m): 5,29 x 1,90 (o. Außenspiegel) x 2,80
Radstand (m): 3,40
Motor: R4- Turbodiesel 1968 ccm
Leistung: 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 450 Nm bei 1400–2400 U/min
Getriebe: 7-Gang-DSG
Höchstgeschwindigkeit: 199 km/h
Leergewicht / Zuladung: mind. 2036 kg / max. 864 kg (opt. 1064 kg)
Schlaf-/Sitzplätze: 3/4
Gasvorrat: 2.8 kg
Frisch-/Abwassertank: 70 l
Grundpreis: 70.890 Euro