Regina und Thomas mit T3 "Edelweiß" auf Weltreise
Mit ihrem T3 "Edelweiß" reisen Regina Hochecker und Thomas Hadinger aus Österreich durch die Welt. Sie leben das, wovon viele träumen. Hier ist ihre Geschichte, die sie Volkswagen erzählt haben.
Eine Panne, mitten im bulgarischen Hinterland. Die Schaltung geht nicht mehr, nichts zu machen. Eine bulgarische Reisebekanntschaft organisiert innerhalb von fünfzehn Minuten einen Termin bei einem Mechaniker in Sofia. Im zweiten Gang rollen drei Österreicher mit 30 km/h auf der Autobahn in die Hauptstadt Sofia. Diagnose: Getriebeschaden. Genau das Szenario, vor dem sich Regina und Thomas immer gefürchtet haben.
Die drei sind ein eingespieltes Team, besser gesagt ein Gespann auf großer Tour. Gestatten: Regina Hochecker, 33, aus Rohrbach a. d. Gösen, Handwerkerin und Mechanikerin, Thomas Hadinger, 37, Wiener, Filmemacher und Fotograf, und Edelweiss, 35, VW T3 Camper – und seit anderthalb Jahren das Zuhause der beiden Österreicher. Denn so lange sind die drei schon gemeinsam auf Weltreise.
Und jetzt, das Ende eines großen Abenteuers? Ein Getriebe zu überholen, würde in der Heimat tausende Euro, ein gutes gebrauchtes zu bekommen, viel Zeit kosten. „Und dann fragte der Mechaniker per Google Translate, ob er denn jetzt gleich ein neues Getriebe einbauen solle? Er hätte in seinem Ersatzteillager noch einige passende gebrauchte rumliegen“, erinnert sich Regina. „Wir waren völlig verdutzt, fragten zaghaft nach den Kosten. 230 Euro mit Einbau, Freundschaftspreis unter VW T3 Liebhabern.“ Drei Stunden später ist das Trio wieder auf Tour. So läuft das, wenn man im VW Bulli unterwegs ist.
Im Herbst 2021 hat es begonnen, das Abenteuer. Ganz bewusst ohne Zeitrahmen und als Reise mit offenem Ende angelegt, stand nur das große Ziel fest: von Österreich auf dem Landweg Richtung Indien. Die ungefähre Route sollte dabei über den Balkan, Griechenland, die Türkei, Iran und Pakistan führen. Seither hat das Trio rund 21.500 Kilometer gemeinsam erfahren. „Edelweiss“ hat sich als zuverlässiges Fahrzeug bewährt, als Zuhause mit Panoramaterrasse und als mobiler Arbeitsplatz. Oder, wie Thomas zusammenfasst: „Er ist mehr als ein Auto – er ist Familienmitglied und Reisepartner.“ Dass Regina und er mit einem VW T3 Camper auf Weltreise sind, ist das Ergebnis gründlicher Vorbereitung – und einer langen Vorgeschichte.
Große VW Bulli-Träume
Thomas, bereits als Kind nachhaltig durch Campingurlaube im VW Bus „infiziert“, hatte sich 2010 den Traum vom eigenen Volkswagen Bulli Camper erfüllt: einen T3, ursprünglich ein normaler Transporter mit Baujahr 1988, der zum Campingmobil umgebaut und 1989 erstmals in Salzburg zugelassen wurde. Fortan war Thomas mit seinem „Edelweiss“ getauften Camper fast jede freie Minute in der Natur unterwegs. Mit dem VW T3 kam der nächste Traum – eine Reise nach Indien. Und als Thomas 2016 Regina kennenlernte, war es eine der ersten Fragen, die er ihr stellte: Könntest du dir eine Weltreise im Camper vorstellen? Regina, noch ohne jeden Campingbezug, ließ sich von Thomas und „Edelweiss“ schnell überzeugen. Drei Jahre später fiel die Entscheidung, ganz auszusteigen – aus den bisherigen Jobs, aus dem bisherigen Alltag, den zu viel Arbeit dominierte.
„Die wenige verfügbare Freizeit war komplett durchgetaktet, um das Maximum aus ihr herauszuholen. ‚Effizienz, Effizienz‘ war nur noch das Mantra“, erinnert sich Thomas. “Anfang 2019 kündigten beide ihre Jobs, Regina ihren als Wirtschaftsprüferin in einem Großunternehmen und Thomas seinen als Journalist beim ORF. „Auszusteigen hat sich damals als die einzig sinnvolle Entscheidung angefühlt.
Ein Zuhause nach Maß
Für ein derart großes Unterfangen musste der schon in die Jahre gekommene VW T3 allerdings auf abenteuertaugliches Level gebracht werden. „Edelweiss“ wurde also komplett entkernt, generalüberholt, neu lackiert und neu ausgestattet. Den Großteil des Ausbaus übernahmen Regina und Thomas selbst – Bordelektrik, Solarsystem, Wasserfilter oder Innenraum, alles in Eigenarbeit. Vor allem Regina entdeckte in dieser Zeit ihr handwerkliches Geschick neu, stieg auch tief in die Automechanik ein. Sie kennt jetzt jede Ecke von „Edelweiss“. Nur die Lackierung und den Motor machten Regina und Thomas nicht selbst. Aus dem Freizeitmobil wurde ein dauerhaftes Zuhause. Anderthalb Jahre dauerte es, bis ihr VW T3 weltreisetauglich war. Ein Leben auf Reisen will gründlich vorbereitet sein: Hausstand auflösen, Finanzen und Rechtliches regeln, grobe Routen sondieren und vieles mehr, nach gut zweieinhalb Jahren Planung geht es im September 2021 schließlich los. Mit 33 Jahren und 209.000 Kilometern auf der Uhr geht VW Bulli „Edelweiss“ auf seine mit Abstand längste Reise. Die Routen werden kurzfristig geplant, meist recherchiert Thomas die Strecken und Plätze, während Regina fährt, und wo es den beiden gefällt, da bleiben sie. „Wir haben beschlossen, zum ersten Mal keine fixen Pläne mehr zu machen, sondern die Dinge auf uns zukommen zu lassen. Der philosophische Satz ‚Der Weg ist das Ziel‘ ist bei uns jetzt gelebter Alltag.“
Das österreichische Trio bereist Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Griechenland und Bulgarien und ist aktuell in der Türkei. In jedem Land verbringen sie mehrere Wochen, teils Monate. Fahrräder, Faltkajaks und Wanderschuhe sind mit an Bord, und so erkunden sie die Länder auf verschiedensten Wegen. Immer daran interessiert, Menschen und Kultur möglichst authentisch kennenzulernen. „Und wenn wir von einem Ausflug wieder zurückkommen und sehen unseren Edelweiss da stehen, dann geht uns das Herz auf“, sagt Thomas. Und Regina fügt mit einem herzlichen Lächeln hinzu: „Es fühlt sich immer so an, als würde er uns mit seinem freundlichen Gesicht begrüßen.“ Wo sie können, stehen sie mit ihrem VW Bulli Camper frei, gegenüber der Natur und den Einheimischen immer respektvoll. Möglichst autark zu leben, ist ihnen wichtig, ihren Strom generieren sie beispielsweise komplett selbst. Regina und Thomas leben bescheiden, sie genießen das Leben in der Natur und sind dankbar für ihre Erfahrungen.
Als freier Fotograf und Filmemacher kann Thomas auch unterwegs arbeiten, „Edelweiss“ wird dann zum mobilen Produktionsstudio.
Thomas kümmert sich auch überwiegend um den Instagram-Auftritt (edelweiss.on.the.road), über den vor allem Familie und Freunde immer auf dem Laufenden sind. Aber natürlich ist „Edelweiss“ auch schlichtweg fotogen. Dass sich Thomas vorher viele Gedanken über die Optik des Bullis gemacht und sich für eine Metalliclackierung in Emeraldblau entschieden hat, zahlt sich aus. „Ich wollte, dass er gut ausschaut, von außen und innen. Und wenn er so durch die Landschaft fährt, ist er einfach total schön anzusehen und macht sich gut vor der Kamera.“
Kritische Momente gab es bisher wenige, und sie konnten immer gut gelöst werden. Als die türkische Polizei beispielsweise morgens energisch an die Tür klopfte, weil Regina und Thomas das Camping-verboten-Schild in der Nacht übersehen hatten, gab es nach der Entschuldigung die Nummer der Polizei für Notfälle plus Sightseeing-Tipps. Oder als Regina allein in den albanischen Bergen wandern war und sich verlaufen hatte, war ein Schäfer ihre Rettung: Er ging sogar Umwege, um sie sicher zurückzubringen. Und als beide an Corona erkrankten in einer abgelegenen Gegend, wurde mittels Instagram Hilfe organisiert für die zwei Weltreisenden im VW Bulli Camper.
Ein VW Bulli, der verbindet
Ob am Strand in Griechenland, an einer Tankstelle in Kroatien oder auf einer türkischen Dorfstraße, der Reisepartner beweist sich als internationaler Sympathieträger. „Es ist so schön, wie die Menschen auf Edelweiss reagieren. Du bist ja als Reisender doch erst mal Fremder. Aber wir werden unterwegs angehupt, angelächelt, man winkt uns zu. D
er VW T3 ist ein super Gesprächsöffner, daraus ergeben sich ganz viele Kontakte. Es ist, als würden wir mit einem Lächeln durch die Gegend fahren“, erzählt Thomas. „Er ist fast schon ein kleiner Star, er wird oft fotografiert. Und viele erzählen uns von ihren eigenen VW Bulli-Erlebnissen.“
Dass eine Reise in einem Oldtimer auch herausfordernd ist, war den beiden von Anfang klar.
Dass ihr reisendes Zuhause aber Teil einer großen Familie ist, durften Thomas und Regina auch auf ihrer Tour erfahren.
„Wir haben festgestellt, dass es in jedem Land eine Classic-Community gibt. Leute mit einem alten VW Bulli finden sich einfach“, berichtet Regina. „Die T3-Fans sind total gut vernetzt – wenn dein Bulli ein Problem hat, ist es ganz egal, in welchem Land du bist, dir wird geholfen!“
Auf die Frage nach einem Highlight der Reise kommt die Antwort recht schnell: „Albanien! Für uns die größte Überraschung. Uns hat die Schönheit des Landes umgehauen, irgendwie magisch und ursprünglich. Aber vor allem haben uns die freundlichen und offenen Menschen geflasht. In Albanien haben wir bisher die größte Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft erfahren. Unvergesslich.“
Zurzeit sind sie in Dalyan, verbringen hier an der Südwestküste der Türkei den Winter. Durch die Busfenster scheint die Sonne, Holzverkleidung und bunte Stoffe, gemütlich schaut es aus. Fast könnte die Idylle vergessen machen, dass knapp 1.000 Kilometer entfernt die Erde gebebt und Zehntausende in den Tod gerissen hat. Nach ihren ursprünglichen Plänen wären die beiden genau im Katastrophengebiet gewesen. „Wir waren bestürzt, als wir die Bilder gesehen haben. Aber noch mehr berühren uns die persönlichen Schicksale der Menschen, mit denen wir hier sprechen. Viele erzählen, dass sie Familie oder Freunde haben, die von dem Beben betroffen sind oder die sie verloren haben. Das ist herzzerreißend und macht uns sehr traurig“, sagt Thomas. „Wir haben auf unseren Kanälen Links zu Spenden an Hilfsorganisationen gepostet. Man wünschte, man könnte mehr tun als spenden, vor allem, da die Türken selbst so hilfsbereite Menschen sind.“
Die kommenden Routen sind aufgrund der Katastrophe und der Entwicklungen in Iran noch unklar. Aber sie werden ihren Weg finden. Das Ziel ist klar – das intensive Leben auf großer Reise genießen. Und irgendwann in Indien ankommen. Aber eben nur mit ihrem VW Bulli Camper „Edelweiss“, betont Regina: „Der ist ein Teil von uns, ohne geht’s nimmermehr.“