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Paradies für Oldtimer – VW Veteranentreffen Hessisch Oldendorf

Nur alle vier Jahre findet es statt, und 2021 musste es nochmal um ein Jahr verschoben werden: das Veteranentreffen in Hessisch Oldendorf. Bernd Bohle berichtet, wie er selbst als "alter Hase" von dem Treffen so richtig begeistert war.

 ©Bernd Bohle

Hallo Bulli-Freunde!

Ich bin aufgeregt. Sehr aufgeregt, da ich morgen zu einer der weltweit wichtigsten Veranstaltungen der vorwiegend luftgekühlten Auto-Szene aufbrechen werde. Schon die Nächte vorher habe ich unruhig geschlafen, denn dieses internationale Show-Meeting findet nur alle vier Jahre statt und musste letztes Jahr wegen Corona nochmal um ein Jahr auf 2022 verschoben werden. Hessisch Oldendorf - Eine Kleinstadt in Niedersachsen im Heckmotor-Ausnahmezustand.

Der Wecker klingelt um fünf Uhr Morgens. Duschen, die letzten Sachen in den Bus packen und dann rolle ich Punkt 6:00 Uhr vom heimischen Parkplatz. Eineinhalb Stunden Fahrt durchs herrliche Weserbergland liegen vor mir.

Ich erkenne die Strecke anhand ihrer markanten Punkte aus unserer Fahrt entlang der Weser im Jahr 2015 wieder. Ein herrlicher Landstrich, der sehr gut mit dem Auto zu fahren ist.

 ©Bernd Bohle

Noch ist es kühl, doch für heute sind wieder knapp dreißig Grad im Schatten angesagt, die ich dann entweder unter den Markisen der Stadt oder dem eigenen Sonnenschirm auf dem Campingareal des Events verbringen möchte.

Der Zeitplan geht voll auf. Um Punkt 8:00 Uhr rolle ich laut Banner auf dem Campground I ein. Zusammen mit den Bussen aus aller Welt, die sich mir hier offenbaren, ein klarer Hinweis darauf, dass die Kommunikation an diesem Wochenende wohl meist auf Englisch passieren wird. Ich bin gespannt, was meine Schulkenntnisse noch so hergeben.

Doch zunächst ist Platzsuche mit meinem noch so jungen Auto angesagt. Gar nicht so einfach, wie ich feststellen muss, denn einiges ist durch abgestellte Fahrräder oder Stühle blockiert und die Bewohner des Camps haben sich teilweise sehr großzügig ausgebreitet. Erst in der dritten Runde habe ich Glück. Ein abgespanntes Areal ist verkleinert worden und ich bekomme nach dem Einparken einen Daumen vom Nachbarn entgegengestreckt. Glück gehabt!

 ©Bernd Bohle

Meine Single-Ausrüstung steht innerhalb von Minuten und ich mache mich auf, mit dem Fotoapparat den Platz und seine Schmuckstücke zu erkunden. Ich bekomme bei all der Internationalität den Mund nicht mehr zu. Großbritannien, USA, Brasilien, Indonesien, Schweden, Norwegen sind nur einige der Länder, die hier mit dem Bus oder anderen VW-Oldies vertreten sind.

Mit dem Klapprad geht es los in die Innenstadt. Hier säumen sich schon die ersten Käfer in der Fußgängerzone und werden von den Passanten freudig betrachtet. Alles ist irgendwie in Bewegung und legt letzte Hand an. Imbissbuden, Infostände, ein Karussell, die Bühne und wunderschöne Karossen wohin man auch schaut. Ein "Volksfest" im wahrsten Wortsinn.

Mich zieht es in die Anmeldung des Treffens. Hier gibt es Merchandise-Produkte zu ergattern, die aufgrund des Vier-Jahres-Turnus bei allen Besuchern sehr begehrt sind. Ich reihe mich ein in die englisch und spanisch sprechende Menschenschlange.

 ©Bernd Bohle

Zuerst schlage ich am "Cool Flo"-Stand zu. Scott Carter, der Gründer dieses Modelabels, das sich auf die Fahrer der Luftgekühlten VeeDubs spezialisiert hat, überreicht mir inklusive eines kleinen Smalltalks die heißen Klebies. Auch ein Basecap gönne ich mir, denn in limitierter Version sollte man sich so einen Kopfschmuck dann schon mal gönnen.

In der nächsten Schlange geht es um die Sticker der Veranstaltung selbst. Auch wenn mir so langsam der Schweiß am Rücken herunterläuft, so will ich doch auch dieses historische Andenken mit nach Hause nehmen.

Um die Ecke auf einem alten Gutshof liegt der Teilemarkt mit seinen drei Arealen. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt, wenn man auf Ersatzteil -oder Souvenirjagd für sein historisches Auto ist.

 ©Bernd Bohle

Der große Parklatz gegenüber ist Versammlungsort für T1-Busse aus aller Welt. Insbesondere der BBT-Konvoi aus Belgien sorgt hier für ordentlich Aufsehen. Was für ein herrliches Schauspiel und was für ein herrlicher Aufmarsch von kuriosen Karossen.

Mittlerweile ist es Mittag und während ich mir ein paar Pommes zur Stärkung mit auf den Weg nehme, fängt es leicht an zu regnen. Doch genau so schnell wie die Pommes ist auch der kurze Schauer, der in der Wetter-App als Gewitter angekündigt war, verschwunden. Ich fahre mit dem Klappi wieder zum Campingplatz und ruhe mich ein wenig aus, bevor die zweite Runde mit Platz-, sowie Stadtrundgang absolviert wird. Mit unendlich viele Eindrücken und Motiven begebe ich mich in den Feierabend. Auf dem Skotti-Grill noch ein paar Würstchen bräunen, der Musik von den dänischen Nachbarn lauschen, Bierchen und dann völlig erschöpft ins Bett sinken.
 
Ich habe gut geschlafen und hätte sicherlich auch noch ein wenig gekonnt, wenn die Morgensonne den Bus nicht schon so aufheizen würde. Egal, heute ist der Haupttag der Veranstaltung. Ein ruhiges Minimal-Frühstück, noch einmal auf Erkundungstour über den Platz und dann zum mittlwerweile eröffneten Campground 2.

 ©Bernd Bohle

Auf dem Sportplatz, der kurzerhand zum Campen freigegeben wurde, tummeln sich ebenfalls noch viele schöne Käfer und Busse, die mich dort verweilen lassen. Auf ins Zentrum, in dem alle wichtigen Institutionen der Szene in irgendeiner Form vetreten sind. Hayburner, Airmighty, Cool Flo, Slammed Clothing, BBT, und Werk 34 um nur einige zu nennen. Mit einer solchen Frequentierung kann keine andere Veranstaltung hier in Deutschland mithalten.

In der Stadt ist tatsächlich der Teufel los. Noch mehr Autos, viel mehr Menschen und eine Sonneneinstrahlung, die mich an meine Grenzen kommen lässt. Und trotzdem, es muss sein. Noch einmal über den jetzt vollständig ausgefüllten Teilemarkt, noch einmal an den vielen Bussen vorbei, ein Besuch in der Kirche um den 1937er Käfer-Prototypen W30/26 anzuhimmeln, eine Reise in die Kindheit mit den original Herbie-Film-Autos, dann aber ist mein Akku am Ende.

Die Hitze ist erdrückend. Auch der Gedanke, mir die Weserfahrt der Schwimmwagen anzusehen, kann mich innerlich nicht abkühlen und so marschiere ich zurück zu Bruno, um meine Sachen zu packen.

 ©Bernd Bohle

Zu Hause warten zudem noch einige Familienfeste an diesem Wochenende, wobei man den Besuch in HO22 auch schon als einen solchen bezeichnen kann. Mit rund 30.000 Besuchern und insgesamt 850 Autos aus 21 Ländern, wie Brezel-Käfer, Armee-Kübelwagen, Karmann Ghia Cabriolets und Bussen in allen möglichen Varianten, eines der schönsten Events, auf denen ich je war. Mit viel Herzblut organisiert und definitiv in knapp eineinhalb Tagen kaum zu schaffen.

Auf dem Weg nach Hause merke ich, dass meine anfängiche Aufregung fast verschwunden ist. Fast, denn ich kann es kaum erwarten, in vier Jahren wieder hier her zu kommen.
 
HO26, du bist gebucht!

Infos gibt es unter: https://www.uraltkaefer.de/

Bernd Bohle